Monokultur in Journalistenstuben

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»Ein guter Journalist darf sich mit keiner Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten!« Dieses oft beschworene Zitat von Hanns Joachim „Hajo“ Friedrichs stammt aus einem Interview mit dem Spiegel 13/1995:

„Das hab’ ich in meinen fünf Jahren bei der BBC in London gelernt: Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein. Nur so schaffst du es, daß die Zuschauer dir vertrauen, dich zu einem Familienmitglied machen, dich jeden Abend einschalten und dir zuhören.“

„Die große Mehrheit der Journalisten steht links der Mitte“. Dr. Christian Pieter Hoffmann (Professor für Kommunikationsmanagement der Uni Leipzig) warnt vor einer „Monokultur“ in Redaktionen. Eine Befragung unter 150 Volontären des öffentlich-rechtlichen Rundfunks kam zuletzt zu einem bemerkenswerten Ergebnis: Demnach würden fast 60 Prozent der Volontäre die Grünen wählen, 25 Prozent die Linken. Bei den Nachwuchsjournalisten würde die Union an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. (vgl. Video unten)

Die Studienlage ist ziemlich eindeutig. Die große Mehrheit der Journalisten – die Zahlen variieren ein bißchen, mal sind es zwei Drittel, mal sind es 70 bis 80 Prozent – steht nach eigenen Angaben links der Mitte. Das Berufsfeld der Journalisten ist also ein eher links orientiertes Berufsfeld.

Von einem Journalismus, der sich mit nichts und niemandem gemein machen sollte, spricht heute niemand mehr. Moderne Journalisten zeigen Haltung und das nicht nur in ihren Kommentaren. Über die Sprache greift der Haltungsjournalismus bis weit in den Nachrichtenteil hinein. Der Zuschauer bzw. Leser bekommt dies meist noch nicht einmal wissentlich mit. Die manipulative Nutzung von Begriffen wirkt im Unterbewusstsein. Das macht sie wirkungsvoll.

 

… immer mehr zum Erziehungsfernsehen

Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Kubicki hatte es bei einer Online-Diskussion der Friedrich-Naumann-Stiftung auf die öffentlich-rechtlichen Sender abgesehen. Seine Kritik stützte sich unter anderem auf eine Studie der Universität Passau. Kubicki bezeichnete die öffentlich-rechtlichen Medien als „arrogant“. Er sehe auch, dass Sendungen in ARD und ZDF immer skeptischer betrachtet werden. Das empfinde er selbst auch so. Laut ihm werde das Fernsehen immer mehr zum Erziehungsfernsehen. Er sagte: „Wenn sie das Moma angucken, da wird ihnen erklärt, was sie essen sollen, um gesund zu bleiben und da wird ihnen gesagt, wo sie fair einkaufen können, um die dritte Welt zu retten.“

Wie viel Haltung ist im Journalismus erlaubt? Dürfen Journalisten Haltung zeigen? Gibt es Unterschiede zwischen privatem und öffentlich-rechtlichem Fernsehen? Schauen wir uns dazu den Beitrag des MDR an zu „Haltung im Journalismus“ (Die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag ist – man konnte es ahnen – abgeschaltet):

https://youtu.be/qydvPj_9MX8

Die im Beitrag des MDR dargestellte Journalistennähe zu Grünen und SPD von 42% der Umfrage von 2010 wird gut 10 Jahre später bei weitem übertroffen – es fehlt allerdings an meßbaren, wissenschaftlich definierten Kriterien, die eine tendenziöse Berichterstattung belegen könnten.

Bei gutem Willen könnte man allerdings präzise erheben und auswerten, was berichtet und über was nicht berichtet wurde. Das könnte die oft zu recht geäußerte Kritik von „Lügenpresse“, „Lückenpresse“, „Erziehungsfernsehen“ oder „Betreutem Fernsehen“ in realistischeres Licht zurechtrücken.

 

Kommentar von @lolapeace7748: „In der DDR wusste man wenigstens das man in den Medien belogen wurde. Ich habe nach der Wende wirklich geglaubt, dass es hier Meinungsfreiheit und investigativen Journalismus gibt. Ich bin von den öffentlichen Medien unglaublich enttäuscht…“

Strubb

Fotos: screenshots YT, MDR