BLACKOUT: Gefahrenwarnung unerwünscht

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Der brachte am 20. Februar  einen Artikel über einen Unfall, der einen größeren Stromausfall zur Folge hatte:

„Großer Stromausfall in Berlin dauert mehr als 24 Stunden – Unterricht fällt aus, Geschäfte sind geschlossen, Straßenbahnen bleiben stehen.“

Einer unserer Mitarbeiter schrieb unter den Artikel zwei Kommentare unter seinem Pseudonym.
Einen zur Beruhigung:

„Auf Ausfälle einzelner Kraftwerke ist das Verbundnetz vorbereitet, da es im Laufe der Zeit immer wieder vorkommt, dass Wartungsarbeiten vorgenommen werden, Kraftwerke stillgelegt oder neue hinzukommen.“

Und einen, der die Problematik eines größeren Stromausfalls über längere Zeit behandelt:

„Dieser Unfall macht deutlich, wie abhängig unsere Gesellschaft vom Strom ist.

Gar nicht auszudenken ist, wenn irgendwelche verrückte Menschen die großen Umspannstationen in sprengen oder auf andere Weise unbrauchbar machen würden. Die großen Trafos sind keine „Lagerware“ welche man kurzfristig besorgen kann. Die Stadt wäre über Monate ohne nennenswerte Stromversorgung. Spätestens 48 Stunden nach einem flächendeckenden Stromausfall würden Chaos und Anarchie ausbrechen. Die Notstrom-Akkumulatoren für Alarmanlagen, Mobilfunkmasten, Polizeifunk …wären dann entladen. Einkaufen wäre schon vorher nicht mehr möglich. Stichwörter: Kartenzahlung, elektronische Kassen, zukünftiges Bargeldverbot …

Das nicht unmögliche Szenario könnte auch z. B. durch Hackerangriffe ausgelöst werden. Auch lassen sich nicht alle Hochspannungsmasten gegen Anschläge sichern.

Leider machen sich die Menschen keine oder kaum Gedanken darüber. Oder wird das Thema bewusst klein gehalten?

Mal sehen, ob mein Kommentar gebracht wird oder doch nicht, da die Menschen nicht verunsichert werden sollen.“

Und richtig, während der erste Kommentar erschien, wurde der zweite nicht gebracht. Erklärungsversuch des Weser Kuriers am 20.02.2019, 13:24:

„Der hier abgegebene Kommentar wurde geprüft. Es wurde ein Verstoß gegen die Community-Richtlinien festgestellt und der Kommentar daher gelöscht.

Die Zensur Community-Richtlinien des WK schreibt schreiben offenbar vor, daß auf reale Gefahren und Probleme nicht hingewiesen werden soll. Das sieht man auch an den vielen Messerüberfällen, über welche entweder gar nicht oder verharmlosend berichtet und sich über die Täter ausgeschwiegen wird.

„Das Nichtbringen dieses Kommentars zeigt mal wieder, dass uns der WK eine heile, sichere Welt vorgaukelt, wo uns allen nichts passieren kann und wir uns alle geborgen fühlen sollen. Ich meine dazu, dass die Bevölkerung dumm gehalten werden soll.
Ich hatte schon geahnt, dass der Kommentar gelöscht werden würde.

Vor ein paar Jahren hatte ich schon mal ähnlich kommentiert. Damals hatte der WK noch geantwortet und gemeint, dass ich die Leser „unnötig verunsichere“.

Ich finde die Einstellung des WK verantwortungslos. Nur wer um mögliche Gefahren weiß, kann sich entsprechend vorbereiten, wie z. B. Vorräte anschaffen.

Aber unsere Leser mögen selbst urteilen, ob und wie ich gegen die „Netiquette“ verstoßen habe.“

Gerald Høns, Elektromeister

Bildquelle: pexels-photo