Bevormundung zwecks Kontrolle der Gedanken

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Immer wieder war in den vergangenen Jahren von politisch-korrekten Seiten der Versuch unternommen worden, Straßennamen umzubenennen, die an historische Persönlichkeiten erinnerten, die nach entsprechender Lesart als „umstritten“ zu gelten haben.

In vielen deutschen Städten sind es vor allem Politiker der und den Grünen sowie linke Initiativen, die Namen deutscher Kolonialpolitiker und -geschäftsleute getilgt und die Peters, Lüderitz‘ und Nachtigals am liebsten durch oftmals schwer lesbare bzw. einprägsame afrikanische Anti-Kolonial-Bewegte ersetzt sehen wollen. Und darin waren sie oft trotz Protestes der betroffenen Anwohner erfolgreich.

Nun geht es aktuell dem Reichspräsidenten der Weimarer Republik erneut an den Kragen: der Hindenburgdamm, der das schleswig-holsteinische Festland mit der Insel Sylt verbindet, soll – so fordern SPD und im Kieler Landtag – umbenannt werden, da Hindenburg wegen seiner Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler ungeeignet als Namensgeber für diesen Bahndamm sei.

Sollten sie damit Erfolg haben – und sie können sicher in der ganzen Republik auf reichlich Sympathie zählen – wird es  vielleicht nicht lange dauern, bis sich die Bremer Riege von Links bis Grün wegen einer derartigen Hypothek erneut mit der Forderung exponiert, die Lesumer Hindenburgstraße umzubenennen. Und da wären ja noch einige andere „Umstrittene“, deren Namen in Walle und Schwachhausen einer Tilgung zum Opfer fallen könnten: Nachtigalstraße, Leutweinstraße und Leutweinplatz in Walle, Lüderitzstraße und Vogelsangstraße in Schwachhausen.

Bei der Carl-Peters-Straße in Walle hatte man durch eine „Umwidmung“ größeren Anwohnerprotest elegant vermeiden können: mit einer Karl-Peters-Straße wird nun eines unbelasteten Strafrechtsreformers gedacht. In anderen Straßen, wie der Lüderitzstraße und der Vogelsangstraße, wo der Anwohnerprotest gegen eine Umbenennung groß war – immerhin bedeutet das für die betroffenen Anwohner einen erheblichen Aufwand – wurde unter dem Straßenschild eine Informationstafel angebracht, deren vom Staatsarchiv formulierter Text dem Betrachter eine historische Einordnung ermöglicht.

 

Ein Antrag der Schwachhauser Ortsamtsleiterin, die Kurfürsten-Allee in Willy-Brandt-Straße umzubenennen, war an einem Sturm von an die 3000 Protest-Mails – glücklicherweise – gescheitert.

Es geht also auch ohne zwanghafte Bevormundung, ohne die Manchen so sehr genehme politische Kontrolle der Gedanken.

In Zimbabwe (ehem. Süd-Rhodesien) wurden an die Kolonialzeit erinnernden Straßennamen, wie z. B. die Rhodes Avenue (benannt nach Cecil John Rhodes, 1853-1902), jahrelang auch nach der 1980 erfolgten Unabhängigkeit beibehalten. Man war gar stolz darauf gewesen, daß im Parlament noch die britischen weißen Perücken getragen wurden.

Eine Umbenennung der Straßen wurde erst vorgenommen, als das Land unter Mugabe diktatorische und mörderische Formen angenommen hatte.

(chasqui)

Fotos: wikipedia; screenshot