Überall nur Zerstörung

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Nun merken es auch die Bürger, daß in unserer Stadt etwas nicht in Ordnung ist, und ein Herr Martin Rospek schreibt auf den Beitrag im Weser Kurier vom 3. September einen Leserbrief, den der Weser Kurier am 7. 9. 2018 abgedruckt hat:

Überall nur Zerstörung

Es ist sehr deprimierend ansehen zu müssen, wie die Landespolitik es zulässt, dass unsere schöne Hansestadt immer mehr ihr hübsches Stadtbild verliert. Erst verschwinden Altbremer Häuser in der Graf-Moltke- und Schwachhauser Heerstraße. Im Herbst nun folgt die Zerstörung des Medienhauses in Schwachhausen. In der Vahr wird die Bremer Tradition des Pferderennsportes zerstört – einhergehend mit der Zerstörung der grünen Lunge in diesem Stadtteil, damit dort Profit mit Wohnbebauung gemacht werden kann. (…)

Und bereits zerstört ist das Stadtbad am Hauptbahnhof durch die beiden furchtbaren Dudler-Twin-Tower, die sich aber zugegebener Weise hervorragend in das architektonische Grauen der übrigen Bebauung am Breitenweg nebst Hochstraße einfügt. Danke den Verantwortlichen, dass man in Zukunft durch die Gasse zweier Bunker nach einen kleinen Blick auf das schöne Baudenkmal des Bahnhofsgebäudes „erhaschen“ kann. (…)“

Das Thema ist damit aber nicht beendet. Es gibt weitere Zerstörungen.

Bis in die 50er Jahre gab es einen wunderschönen, weißen Sandstrand an der Weser vom (alten) Weserwehr auf der Hastedter Seite bis zum Kuhhirten. Man nannte ihn den Lidostrand. Dazwischen lag noch die Hastedter Badeanstalt Eberlein, auch mit einem weißen Natursandstrand. Von den Weserlust-Parzellen ausgehend verlief das Ufer flach bis an die Weser. Die Parzellisten wußten, daß ein Frühjahrshochwasser auch das Parzellengebiet überschwemmen würde.

Die Aufschüttung eines Deiches zwischen dem Parzellengebiet und der Weser erfolgte so um 1950 mit dem Bombenschutt aus der Stadt. Damit wurde das natürliche Ufer zerstört und Hastedt war um eine Lebensqualität ärmer.

Auch der Bau der Martinistraße, wodurch die Stadt von der Weser abgeschnitten wurde zeugt nicht von Feingefühl für den Erhalt der Lebensqualität der Stadt. Eine unglückliche Maßnahme. Bremen ist dadurch nicht mehr die Stadt an der Weser. Der Zusammenhang und ihr Charakter wurden zerstört, und die Altstadt verlor ein Stück ihres Charms.

Die Flußlandschaft und das Osterdeichpanorama wären erhalten geblieben, wenn man damals das Weserstadion, als eine Vergrößerung anstand, verlegt hätte. Das Oval bestand bis in die 50er Jahre nur aus einem ca. 5m hohen Erdwall. Viel Ärger hätte das den Anwohnern erspart und es wäre eine viel bessere Verkehrssituation geschaffen worden. Mit der Lage im Weserbogen geht dem Fluß sein Überschwemmungsgebiet verloren, und den Bürgern wurde ein Naherholungsgebiet zerstört.

Dresden hat eine schöne Brücke über die Elbe. Man nennt sie das „Blaue Wunder“. Eine ähnlich schöne Brücke war die „Große Weserbrücke“, die von der Wachtstraße zur Osterstraße in die Neustadt führte. Ein wunderschönes Brückenbauwerk mit zwei genieteten Rundbögen und einem Torbogen auf der Neustadtseite. Sie mußte wegen des Durchbruchs durch die Balgebrückstraße zur Neustadt zerstört werden. Hat das die Stadt attraktiver gemacht? Man hätte eine andere zusätzliche Weserquerung finden müssen. Vielleicht auch unter durch. Und nun wird das K+N-Bürohaus bis direkt an die Brückenauffahrt gebaut. Ob das dem Verkehrsablauf dient?

Herr Bürgermeister Sieling will sich des Umbaues der Domsheide annehmen. Na gut. Vielleicht sieht er, wie ehemals mit dem Bau der Volksbank die schöne Giebelseite der Post zugebaut wurde.

Ob er das Bankgebäude zum Zwecke der Stadtverschönerung abreißen lassen wird? Das wäre keine Zerstörung, sondern ein Gewinn. Auf dem gewonnenen Areal könnte eine Ruhezone mit Springbrunnen und Bänken entstehen, wie es früher auch war. Man könnte an der Stelle auch endlich mal ein ordentliches Toilettenhaus mitten in der Stadt errichten. Und auf den „Mäuseturm“ könnte man doch auch verzichten, oder?

In den 60er Jahren war mal eine Unterfahrung der Stadt von Sebaldsbrück bis nach Oslebshausen im Gespräch. Damals ein wahrlich futuristischer Gedanke, der den Durchgangs- und Umgehungsverkehr hätte aufnehmen können. Stattdessen wurde an die Zerstörung des Ostertorviertels gedacht um eine Durchfahrt von Schwachhausen zur Neustadt zu schaffen. Diese Stadtzerstörung wurde Gottseidank im letzten Moment abgeblasen. Eine mutige Lösung wäre eine Weserunterfahrung an der Stelle oder weiter nach Osten am Sielwall gewesen.

Es war damals in den 50er/60er Jahren die Zeit der großen Finanzüberschüsse im Stadthaushalt. Manches zu finanzieren wäre möglich gewesen. Man hat lieber den Autobauer Borgward zerstört, resp. Pleite gehen lassen. Man hätte auch an den Wiederaufbau der Neuen Börse am Markt gehen können, die noch weitgehend erhalten geblieben war. Aber nein – an die Stelle, neben Klerus (Dom) und Handel (Handelskammer), mußte sich die Politik platzieren. Auch dieses aufbauwürdige Gebäude wurde zerstört,

genauso wie das Lloydgebäude, das die Kriegszerstörungen gut überstanden hatte, oder die Ansgariikirche oder das Kornhaus an der Weser. Gerade mal die Stadtwaage hat es geschafft zu überleben. Dank des Einsatzes der Sparkasse.

Es ist höchste Zeit darüber nachzudenken, daß eine 70 Jahre währende SPD-Herrschaft der Stadt mehr geschadet, denn genützt hat. Es ist sehr, sehr zu hoffen, daß unsere Stadt nun durch Initiative privater Bauherren schöner, attraktiver und anziehender wird und ein prosperierendes Zentrum erhält.

Karl Heinz Pape

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bildquelle Mauerwerk: wallpaper.com